Annabrücke: Fische können jetzt wandern

Europas höchste Fischwanderhilfe mit 26 Metern wurde heute beim Kraftwerk Annabrücke in Grafenstein eröffnet. Für mehr als drei Millionen Euro Investment können Fische und andere Flussbewohner nun die Drau hinauf- und hinunter wandern.

Wasserkraft ist und bleibt eine Gratwanderung zwischen Ökologie und Ökonomie. Vor Jahrzehnten wurde die Drau in Kärnten reguliert. Bei den Kraftwerken wird sauberer Strom gewonnen. Auf der Strecke bleiben dennoch die Bewohner der Flüsse – Fische, Krebse und anderes Getier. Gerade Fischarten müssen flussaufwärts wandern, um ablaichen zu können. Bei den Kraftwerken war früher großteils Stopp – sie waren unüberwindbare Barrieren.

Wir sind Europameister
Der Verbund nimmt sich immer mehr dieser Thematik hat und baut sogenannte Fischwanderhilfen oder Fischaufstiegshilfen. Europas höchste Fischwanderhilfe, bei der eine Höhe von 26 Metern überwunden werden kann, wurde am 28. September 2020 feierlich eröffnet. „Mit der Fischwanderhilfe beim Kraftwerk Annabrücke haben wir von unseren zehn Wasserkraftwerken an der Drau acht mit einer Fischaufstiegshilfe versehen. Bis 2022 soll die gesamte Drau wieder durchgängig gemacht werden“, sagt Karl-Heinz Gruber vom Verbund. Das Besondere sind die 21 Ruheräume und 172 Betonbecken für die Fische. „Da können auch die gemütlicheren Fische sich ausruhen, immerhin gilt es eine Höhe von 26 Metern zu überwinden“, so Gruber. Die Fischwanderhilfe Annabrücke löst die Fischwanderhilfe beim Kraftwerk Edling mit einer Höhe von 22 als Europa-Höhen-Meister in Puncto Fischökologie nun ab. „Der Verbund hat in den letzten Jahren 280 Millionen Euro in die Flussökologie investiert. Zur Zeiten von Hainburg wurden wir Kraftwerkbauer als „Zubetonieren“ beschimpft, mit dem Beton der Fischwanderhilfen wollen wir eine Kehrtwende erzeugen“, sagt Verbund-Vorstandsmitglied Achim Kaspar. Will Österreich seine Klimaziele erreichen, müssen Wasserkraft und andere klimaschonende Projekte ausgebaut werden. „Wir müssen in weitere Speicher investieren. Die Kölnbreinsperre ist zu wenig“, ist Kaspar überzeugt.

Fische: unter stressfreier Beobachtung
Die Fische werden bei der Aufstiegshilfe mittels Monitoring beobachtet. Mehre hunderttausende Fische wurden bei den anderen Fischwanderhilfen bereits registriert. Darunter auch die größten Flussbewohner – Welse, die mehr als zwei Meter groß werden können. Von jedem Fisch, der die Fischwanderhilfen besucht, gibt es eine kurze Videosequenz. Der genaue Zeitpunkt, die Fischart, die Länge und die Richtung (Auf- oder Abstieg) werden bestimmt und in einer Datenbank gespeichert. Der Betreiber verspricht, dass dies für die Fische stressfrei erfolgt. Der Verbund ist von der Funktionalität der Aufstiegshilfen überzeugt. Seit 2009 hat der Verbund im Zuge der nationalen Gewässerbewirtschaftungsplänen mehr als 1.000 Fischaufstiege errichtet, zahlreiche neue sind in Planung oder Umsetzung, wie z.B. beim Kraftwerk  Ferlach. Die Kosten für Planung und Monitoring-Maßnahmen für die Fischwanderhilfe Annabrücke betragen 3,5 Million Euro. Das Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus haben das Projekt mit 450.000 Euro gefördert.