Bundespräsident: „Möchte mich bei slowenischer Volksgruppe entschuldigen“

Bundespräsident Alexander Van der Bellen bei seiner Rede in Klagenfurt ©Helge Bauer
 | Foto: Helge Bauer
  • Bundespräsident Alexander Van der Bellen bei seiner Rede in Klagenfurt ©Helge Bauer


  • Foto: Helge Bauer
  • hochgeladen von Thomas Klose

Bundespräsident Alexander van der Bellen hat sich in seiner Rede im Rahmen des 100-jährigen Jubiläums zur Kärntner Volksabstimmung bei der slowenischen Volksgruppe entschuldigt. Die Rede im Wortlaut:

„Schön, dass wir gemeinsam diesen Festakt begehen. Als Tiroler die Geschichte Südtirols vor Augen, sind Volksgruppenfragen für mich nicht nur politische Fragen, sondern eine Art Herzensangelegenheit. Auch deshalb freut es mich sehr, dass wir heute den slowenischen Staatspräsidenten begrüßen dürfen. Zum ersten Mal begehen wir diesen Tag gemeinsam. Und das braucht Mut auf beiden Seiten. Das weiß ich. Für mich ist dieser gemeinsame Festakt ein Beweis für die engen nachbarschaftlichen Beziehungen zwischen Slowenien und Österreich. Ein Beweis der guten Gesprächsbasis und des gegenseitiges Verständnisses. Das war nicht immer so. Aber jetzt glaube ich konstituiert es sich. Es ist ein Zeichen, dass Europa wirkt. (…)

Kärnten ist ein ganz besonderes Land. Es verbindet Österreich und Slowenien auf besondere Weise. Seit vielen Jahren leben in Kärnten Menschen slowenischer und deutsche Muttersprache zusammen. Die slowenische Volksgruppe ist ein selbstverständlicher Teil Kärntens und Österreichs. In der Volksabstimmung vor 100 Jahren, daran möchte ich ausdrücklich erinnern, haben auch sehr viele Kärntner der slowenischen Volksgruppe für die Zugehörigkeit zur damals jungen Republik Österreich gestimmt. Ohne diese Stimmen wäre die Volksabstimmung anders ausgegangen.

Ich möchte den Artikel 8 der Österreichischen Bundesverfassung noch einmal in Erinnerung rufen. Darin bekennt sich die Republik Österreich zu ihrer gewachsenen, sprachlichen und kulturellen Vielfalt, die in den autochthonen Volksgruppen zum Ausdruck kommt. Sprache und Kultur, Bestand und Erhalt dieser Volksgruppen sind zu achten, zu sichern und zu fördern.

Haben wir uns immer daran gehalten? Haben wir unsere sprachliche und kulturelle Vielfalt gelebt und deren Erhaltung immer entschlossen gesichert und gefördert? Leider muss ich zugeben: Nein, das war nicht immer der Fall. Vieles ist erst nach langem Drängen, spät, sehr spät erfolgt. Für das erlittene Unrecht und für die Versäumnisse bei der Umsetzung von verfassungsmäßig gewährleisteten, garantierten Rechten, möchte ich mich hier und heute als Bundespräsident bei Ihnen, liebe Angehörige der slowenischen Volksgruppe entschuldigen. (…)

Die Volksgruppenpolitik muss immer weiterentwickelt werden. In jedem Land der Welt. Sie muss den aktuellen Bedürfnissen angepasst werden. Alle unsere Volksgruppen sind Brücken zu unseren Nachbarn. An den bilingualen Schulen Kärnten lernen österreichische Kinder der slowenischen Volksgruppe mit deutschsprachigen Nachbarskindern und mit Kindern aus Slowenien gemeinsam. Sie lernen voneinander, sie lernen miteinander. Das macht mich zuversichtlich. Dadurch wächst Europa zusammen. So stelle ich mir unsere gemeinsame europäische Zukunft vor. Liebe Kärntnerinnen und Kärntner: Sie alle sind ein wichtiger Teil Österreichs und Europas. Ich wünsche Ihnen und dem Bundesland Kärnten alles alles Gute für die Zukunft.“

Die gesamte Festveranstaltung zum 10. Oktober hier zur Nachsicht als Video:

Facebook

Mit dem Laden des Beitrags akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von Facebook.
Mehr erfahren

Beitrag laden

Kommentare

Kommentare sind deaktiviert.
Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?

Werde Regionaut!

Jetzt registrieren

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.