Der Designer, dem Björk vertraut

Der höchst dotierte Modepreis Österreichs geht heuer an den Spittaler Markus Wernitznig (25). Ein Zwischenstopp auf einer steilen Karriereleiter.
Wir treffen Markus Wernitznig Ende April in Spittal. Einen Tag zuvor reiste er aus seiner Wahlheimat London an. Der Grund für den Österreich-Besuch: Die Nominierung für den Modepreis des Bundeskanzleramtes. Vergeben von der Austrian Fashion Association, im Rahmen des Take Festivals for Independent Fashion and Arts.
Voller Einsatz
Beim Interviewtermin ist Markus relativ geschafft. Nach Ankunft des Fliegers hat er bis vier Uhr morgens gearbeitet. Wir wollen wissen: „Wie lange dauern Deine Arbeitstage im Schnitt?“ Prompte Antwort: „Solange ich wach bin.“ In der Modebranche muss man tuff sein. Sonst kommt man nicht dorthin, wo Markus Wernitznig bereits ist. Den Absolventen der renommierten Central Saint Martins Hochschule (jährlich bewerben sich 4000 Studenten, zwölf werden genommen, Anm.) kennt man mittlerweile. Künstler wie Katy Perry, Lady Gaga oder Rihanna haben Teile seiner Kollektionen requestet. „Requestet“ bedeutet angefragt. „Was nicht gleichzusetzen ist mit: ‚Sie haben es bereits getragen’“, präzisiert der Modedesigner.
Björk
Millionen verkaufter Alben weltweit. Rund um den Globus ebenso viele Fans: Das hat die isländische Sängerin Björk mit Lady Gaga und Co. gemein. Was sie ihren Kolleginnen voraus hat: Sie schlüpfte bereits in gewandgewordene Kunstobjekte des Spittalers. Wernitznig cool: „Sie trug meine College-Abschluss-Kollektion bei einem Konzert vor tausenden Menschen.“ Das Kleid musste er knapp vor der Show noch anpassen. „So hatte ich die einmalige Gelegenheit Björk wortwörtlich hautnah zu kommen, da ich sie vor dem Auftritt in ihrer Garderobe per Hand in das Kleid einnähen musste.“ Im Internet gibt es Videos von diesem Auftritt. Am Rande der Bühne sieht man Markus Wernitznig. Was man nicht sieht: In der Hand hielt er ein Nadelkissen. Wäre ein Naht gerissen hätte Wernitznig sofort „erste Hilfe“ leisten können.
Fashion Award
Zwei Tage nach unserem Interview gewinnt der Kärntner Senkrechtstarter den Austrian Fashion Award als zukunftsweisender Jungdesigner Österreichs. Als Sieger kann er sich über eine Förderung über mehrere tausend Euro freuen. Wie genau er das Geld in seine Karriere investiert steht noch nicht fest. Seine Zukunft sieht er „entweder bei einem großen Modehaus oder in der Gründung eines eigenen Labels.“ Fakt sei jedenfalls: „Du bist immer nur so gut, wie dein letzter Erfolg.“
Hoppala
Beim Interview passierte uns übrigens ein Missgeschick. Wir fragten nach Markus‘ Lieblingsessen. Ein wenig verdutzt antwortete er schmunzelnd: „Ganz ehrlich. Das hat mich noch nie jemand gefragt. In der Modebranche spricht man nicht so oft übers Essen.“ Wir einigten uns dann auf „Schweinsbraten“: „Schreib ‚Schweinsbraten‘. Das glaubt mir keiner.“
Oben: Musikerin Björk trägt Markus Wernitznigs Kostüm am Wilderness-Festival in England. Unten: Wernitznig (l.) mit Kulturminister Thomas Drozda und den anderen Austrian Fashion Award-Gewinnern
©Phillipp Enders (2)/Windhorst
Zur Person Markus Wernitznig
Mit 15 Jahren Kunst- und Mode-Studium in Nottingham. Erfolgreiche Teilnahme an weltweiten Designwettbewerben. Aufnahme an der Elite-Uni „Central Saint Martins“ im Bereich Damenmode. Die Musikerin Björk trug seine Bachelor-Kollektion bei einem Auftritt. Das Kostüm am Cover von Björks Live-LP „Vulnicura“ stammt von Wernitznig. Seine Master-Kollektion wurde heuer bei der London Fashion Week präsentiert. Gewinn des Austrian Fashion Awards. Gearbeitet u.a. bei: Tom Ford, Dolce & Gabbana, Celine, Alexander McQueen.

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