Krise und Beziehung

Wie wirkt sich die Coronakrise auf unsere Beziehungen aus? Wir haben bei der Wolfsberger Psychotherapeutin Claudia Reisenbauer nachgefragt.

Die Coronakrise hatte in allen Bereichen unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens Auswirkungen – auch die zwischenmenschlichen Beziehungen waren und sind davon betroffen. Das bestätigt auch die Wolfsberger Psychotherapeutin Claudia Reisenbauer, die viele Menschen seit Jahren in ihrer Praxis „Paar-Weise“ bei den unterschiedlichsten Beziehungsthemen begleitet.

Spannungen
„In der Zeit des Shutdowns haben Paare über eine lange Zeit intensive Nähe erlebt – viel mehr als etwa bei einem zweiwöchigen Urlaub. Oft war schon durch die räumliche Situation wenig Freiraum vorhanden, daneben musste auch beispielsweise im Homeoffice die berufliche Leistung erbracht werden. Auch die Kinder brauchten in der schwierigen Zeit viel Aufmerksamkeit und Unterstützung durch ihre Eltern. Das schafft natürlich Spannungen“, so Reisenbauer.

Raus aus dem Hamsterrad
In den Therapiegesprächen äußern laut Reisenbauer derzeit viele Klienten zudem den Wunsch nach einer beruflichen Veränderung, um aus dem einen oder anderen Hamsterrad im Job auszusteigen. „Dieser Veränderungswunsch kann natürlich beim Partner oder bei der Partnerin Ängste auslösen“, berichtet die Therapeutin aus ihrem Alltag. Zudem käme bei vielen die Angst vor den zu erwartenden wirtschaftlichen Auswirkungen im Herbst hinzu. Jobverlust oder die Angst, die Kreditraten nicht mehr bezahlen zu können, würden ebenso mitschwingen.

Auch positive Erlebnisse
Reisenbauer weiß aber auch zu berichten, dass viele Paare die Zeit der Quarantäne sehr positiv erlebt hätten. „Viele berichten, dass sie nun endlich gemeinsame Zeit für Gespräche, ausgedehnte Spaziergänge und Hobbies gefunden hätten. Manche trauern dieser Zeit daher auch nach, da sich nun wieder der Alltag und der Druck in Beruf eingestellt hat.“

Das Unausgesprochene aussprechen
Ein Patentrezept für die Lösung der krisenbedingten Beziehungsthemen gebe es natürlich laut Reisenbauer nicht – jedoch: „Wichtig ist, dass die beiden Partner miteinander über ihre Ängste und Ziele sprechen. Das Unausgesprochene muss ausgesprochen werden, damit sich die beiden Gegenüber besser verstehen können und gemeinsam Wege aus der Situation entwickeln können.“