Neuer Ortskern für Feistritz
Ein beispielhafter Prozess für die gesamte Gemeinde: Bürger werden gefragt, wie ihre Heimat künftig aussehen soll. Eine zentrale Idee ist es, einen Dorfplatz zu schaffen. Wir haben uns vorab umgehört.
Seit Anfang September stehen überall in der Gemeinde Boxen, in welche Bürger ihre Ideen für die Ortskernentwicklung von Feistritz/Drau einwerfen können. Zudem wurden nach dem Zufallsprinzip 300 Leute aus der Gegend angeschrieben, mit der Bitte, sich beim „Zukunftsrat“ zu beteiligen. „Es gibt schon Rückmeldungen. Die Gruppe soll nicht zu groß werden, 20 Leute wären ideal“, sagt Manuel Müller, Bürgermeister der Marktgemeinde Paternion. „Der Masterplan gilt als wichtiger Impuls für die Weiterentwicklung einer strategisch wichtigen Ortschaft in unserer Gemeinde.“ Der Plan, etwas zu verändern, soll trotz coronabedingten eingeschränkten Finanzen in die Tat umgesetzt werden. „Es geht darum, die Förderungen für nachhaltige Projekte umzusetzen, die viele Jahre Bestand haben und für den restlichen Teil der Gemeinde ein Vorbild sind“, so Müller weiter. Begleitet wird der Prozess von dem im Bereich Ortskernentwicklung erfahrenen Architekturbüro nonconform, der Geschäftsführer ist zudem in Fresach aufgewachsen und kennt die Region. Zentrale Themen sind etwa, wie die Bahnhofsstraße oder das Bäck-Winkler-Areal gestaltet werden sollen, neue Verkehrskonzepte für den Ortskern oder wo sich neuer Wohnraum entwickeln soll.
Kein Ortsbild. Intensiv mit diesen Themen beschäftigt sich auch Johannes Neuwirt aus Feistritz/Drau: „Wir haben zwar eine gute Infrastruktur, aber es fehlt das Ortsbild, es ist eine Durchfahrtsgemeinde. Ein Phänomen, mit dem viele Gemeinden zu kämpfen haben, der Mensch verweilt nicht mehr.“ So brauche es Plätze für Menschen. „Eine Idee wäre, das blaue und gelbe „Egger Haus“ mit der ehemaligen Bäckerei abzureißen und hier einen „Park“ zu schaffen“, so Neuwirt. Dies bestätigt auch Bürgermeister Müller: „Eigentümer der Gebäude ist die Drautalbank. Es gibt gute Gespräche, hier eine Begegnungszone zu verwirklichen.“
Ein weiteres Thema ist der (LKW-)Verkehr. „Durch Feistritz führt eine stark befahrene Straße mit viel Schwerverkehr. Wir hoffen, dass es hier auch für ortsansässige Betriebe zu einer gemeinsamen Lösung, vielleicht mit einer geringen Umwegsituation, kommen wird“, so Müller. Wofür Feistritz inzwischen bekannt ist: Seit einigen Jahren haben sich hier Betriebe mit urbanem Charakter angesiedelt, etwa „Vins Vegan“ oder ein irischer Goldschmied. „Da wird der Ortskern nicht von uns übergestülpt, die Impulse kommen von Leuten, die sich selbst aktiv einbringen“, sagt Müller. Warum zieht ein Ire nach Feistritz? „Die Gegend hat viel zu bieten, eingebettet zwischen Seen, Bergen und zwei Städten. Perfekt für junge, internationale Unternehmen. Heute muss man nicht in einer Großstadt leben, um erfolgreiche Geschäfte machen zu können“, erklärt Josh O‘Shea. Neuwirt stimmt dem zu: „Es gibt hier noch leistbares Wohnen. Jetzt haben wir die Chance, dass wir uns zu einer modernen, starken Gemeinde entwickeln können. Ein Ortsbild ist notwendig, ich wünsche mir ein regionales Branding, auch die Bahnhofstraße braucht dringend ein Thema.“
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