Sag niemals Treppe zu ihr!
Fischwanderhilfe bei Kraftwerk Ferlach/Maria Rain an der Drau für mehr als drei Millionen Euro in Bau: Huchen, Barben, Welse und die selten gewordenen Nasen können 2021 ungehindert wandern.
„Eine Fischtreppe ist in diesem Fall eine verkürzte Bezeichnung, viel treffender ist es, hier von einer Fischwanderhilfe zu sprechen, da hier weder Abstürze noch Stufen gebaut werden“, sagt Projektleiterin Sabine Käfer vom Verbund. Seit 2011 ist sie beim Verbund dafür zuständig, dass flussökologische Maßnahmen getroffen werden. 30 Millionen Euro wurden seitdem in die Aufbesserung der Flussökologie in Kärnten investiert. So wurde eben beim Kraftwerk Annabrücke eine Wanderhilfe eröffnet, in Ferlach wird gerade eine neue errichtet – der KLAGENFURTER war vor Ort, um sich von den aufwändigen Bauarbeiten einen Überblick zu schaffen.
Sie werden überwacht
„Mittelstreckenwanderer wie z.B. Nase, Barbe oder Huchen zählen zu den Hauptfischen, die diese Wanderhilfen benötigen. Gerade die Nasen reagieren extrem sensibel, wenn sie während der Laichzeit gestört werden“, erklärt Käfer. Ihr ist wichtig, dass sämtliche Aufstiegshilfen wissenschaftlich extern begleitet werden. Für das Monitoring zeichnet sich Helmut Mader von der BOKU Wien verantwortlich, der mit seinem Team sämtliche Daten auswertet. Von jedem Fisch oder anderem aquatischem Lebewesen, auch Fischotter und Biber wurden gesichtet, wird eine Aufnahme gemacht und in der Datenbank gespeichert. Laut Käfer ist das Monitoring weltweit einzigartig und viele der gewonnenen Daten bringen neue Erkenntnisse, z.B. was das Laichverhalten der Fische betrifft.
Drau bald durchgängig
Die Bauarbeiten sind mehr als aufwändig: Mittels Spritzbeton muss das unmittelbare Hochwasserprofil gesichert werden, die Länge beträgt 630 Meter und 22 Höhenmeter müssen überwunden werden. Am schwierigsten ist wohl auch, dass um ein bestehendes Kraftwerk gebaut wird, dessen Betrieb nicht eingeschränkt werden darf. Nächstes Jahr wird Ferlach durchgängig sein und 2022 wird die letzte Hürde in Angriff genommen: Feistritz/Ludmannsdorf ist Kärntens letzte Barriere für die Bewohner der Drau.
Rückblick
Vor 16 Jahren haben sich die EU-Staaten im Zuge der EU-Wasserrichtlinien nämlich darauf geeinigt, dass Flüsse vom Ursprung bis zur Mündung als ein einheitliches System betrachtet werden. Durch die Staumauern, die bspw. an der Drau vor 40 Jahren gebaut wurden, wurde dieses durchgängige System mehrfach unterbrochen. Die Wiederherstellung der Durchgängigkeit ist ein wesentlicher Teil, damit alle 28 Fischarten, die an der Drau vorkommen, nicht durch ein Kraftwerk beim Wandern flussauf- oder abwärts abgehalten werden.
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