Siegfrieds Gangster-Gefährt
Man kennt ihn als stilechtes Requisit aus Kriminalfilmen: den Citroën Traction Avant 11 CV. Der Wolfsberger Siegfried Wacker hat sein „Fluchtauto“ selbst zusammengebaut.
Den Citroën Traction Avant 11 CV umweht heute ein wahrer Mythos. Wegen seiner guten Fahreigenschaften war er in den 30er- und 40er-Jahren ein beliebtes Einsatzauto für französische Gangster-Banden. Meist in einem unauffälligen Mattschwarz gehalten, macht sich der Wagen auch in Filmen gut und diente u.a. dem Bösewicht im James Bond-Abenteuer „Liebesgrüße aus Moskau“ als Fluchtgefährt. Ganz und gar nicht fahrtüchtig war allerdings das Modell, das der Wolfsberger Siegfried Wacker in einer alten Scheune in Knittelfeld vorfand. „Ein Freund wollte, dass ich den Wagen für ihn ansehe. Der Zustand war bedauernswert, vieles fehlte“, erinnert sich der Citroën-Fan und Obmann des 2 CV Clubs Kärnten. Der Freund, der das Auto eigentlich kaufen wollte, machte einen Rückzieher, doch dem Ehepaar Siegfried und Gertraud Wacker ließ er keine Ruhe. Nach einer Woche Bedenkzeit holten sie ihn zu sich in die heimische Werkstatt.
Über 1.000 Arbeitsstunden
Was dann folgte, ist bewundernswert: Zwei Jahre lang schraubte, tüftelte und schwitzte Siegfried Wacker in der Werkstatt, um aus dem bemitleidenswerten Oldie wieder ein echtes Auto zu machen. „Dabei erhielt ich viel Hilfe von Freunden, wenn ich die eine oder andere Arbeit nicht selbst erledigen konnte“, zeigt sich der Bastler dankbar. Beim Sandstrahlen verriet das Auto einen Teil seiner Geschichte: „Wir fanden mehrere Einschusslöcher. Weil das Auto im Jahr 1939 gebaut wurde, liegt die Vermutung nahe, dass es in Kriegsgeschehen verwickelt war“, spekuliert Wacker. In weiterer Folge wurde der Motor komplett zerlegt und wieder zusammengebaut, diverse Schweißarbeiten wurden erledigt. Getreu dem Motto „Besser Original- als schlechte Nachbauteile“ gestaltete sich die Suche nach den nötigen Teilen abenteuerlich. Die Kupplungsglocke kommt aus Holland, die Felgen wurden in Frankreich aufgetrieben, der Scheibenwischermotor in der Schweiz. „Bis auf die Verschleißteile befinden sich alles Originalprodukte in dem Auto“, ist Siegfried stolz. Heute erstrahlt das Schmuckstück in neuem Glanz und wartet nur noch auf die Typisierung. Wie viele Stunden Siegfried in das Projekt gesteckt hat, kann er heute gar nicht mehr nachvollziehen: „Anfangs hab ich noch mitgeschrieben, nach 1.000 Stunden aber aufgehört.“
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