So gefährlich ist ein Blackout
Wenn in Klagenfurt das Licht ausgeht… Zwischen Hysterie, Chaos und Vorsorge: Der KLAGENFURT wagt einen kritischen Blick auf das Thema Blackout.
Hand aufs Herz – haben Sie zwei bis drei Liter Wasser pro Person, lang haltbare Lebensmittel, ein Batterieradio oder einen Gaskocher gebunkert, um für ein Blackout gewappnet zu sein? Wahrscheinlich nicht. Sollten Sie aber: „Dass ein Blackout kommt, ist sicher. Die Frage stellt sich nur wann“, ist Markus Hudobnik, Katastrophenschutzbeauftragter des Landes Kärnten, überzeugt. Das gesamte Stromnetz von Europa hängt nämlich zusammen, reicht im Süden bis nach Marokko, über Lybien nach Ägypten. Ein Blick auf die www.entsoe.eu/data/map/ wirkt augenöffnend. „Verbrauch und Erzeugung müssen sich immer die Waage halten. So kam es 2006 zu einem Stromausfall, von dem zehn Millionen Menschen in Europa betroffen waren, ausgelöst durch ein Kreuzfahrtschiff in Deutschland “, sagt Robert Schmaranz, Leiter der Netzführung von Kärnten Netz. Ein weiterer Unsicherheitsfaktor für Netzbetreiber: Windkraft und Photovoltaikanlagen. Deren Schwäche: Es kann zu einem plötzlichen Abfall in der Produktion kommen, was ebenfalls einen Stromausfall verursachen kann. „Auf den Leistungsabfall bei Photovoltaikanlagen durch die letzte Sonnenfinsternis 2015 haben sich Netzbetreiber ein Jahr vorbereitet. Ich bin gespannt, wie es bei der nächsten Sonnenfinsternis 2026 wird“, sagt Schmaranz.
Wasser wird knapp
Um nicht ganz unvorbereitet auf dieses Szenario zu sein, wurde in Kärnten die Gruppe „Combined Success“gegründet, die sich mit zwei Übungen auf das Blackout vorbereitet. Im November 2018 kam es zu einer Übung mit einem simulierten Stromausfall im Osten Kärntens. Hier kamen augenscheinliche Schwachstellen zutage. Hinter vorgehaltener Hand wird von katastrophalen Zuständen bei Übungen in Altenheimen gesprochen. Eine Frage drängt sich hier auf: „Wie kann die Wasserversorgung für Pflegeheime gewährleistet werden?“ „Es ist mühsam, es wird abgetan, man stößt auf Gegenwind“, sagt ein Freiwilliger Feuerwehrmann, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will. Als „Lieblingslektüre“ unter Feuerwehrleuten im Bezirk hat sich der Roman „Black Out – Morgen ist es zu spät“ etabliert. In diesem Thriller wird ein längerer Stromausfall mit verheerenden Folgen wie Plünderungen von Supermärkten beschrieben. Nicht ganz geklärt ist, was Menschen, die auf ein Beatmungsgerät oder eine Dialyse angewiesen sind, machen sollen.
Inseln des Lichts
Bei einem Blackout werden sogenannte Lichtinseln, Anlaufstellen für Menschen in Not oder all jene die Information zum Stand des Black Outs benötigen, installiert. Ob die Anlaufstellen Gemeindeämter oder Feuerwehrhäuser sind, ist nicht klar. Das entscheidet jede Gemeinde für sich. In Klagenfurt werden mit großer Wahrscheinlichkeit Gemeindezentren zu Lichtinseln.
Selbstversorgung
Die Bevölkerung darf sich nicht auf die öffentliche Hand verlassen. „Machen Sie selbst den Test und verzichten Sie für zwei Stunden an einem Tag auf Strom“, rät Hudobnik. Auf der Webseite des Zivilschutzes Kärnten findet sich hier ein detaillierter Ratgeber. Selbst ein Kochbuch für Kochen ohne Strom findet sich dort. Wie lange ein Blackout andauert, kann nicht gesagt werden. Die gute Nachricht: Kärnten kann sein eigenes Netz innerhalb von mehreren Tagen wieder schrittweise im Inselbetrieb wieder hochfahren.
Am Foto oben: Markus Hudobnik, Katastrophenschutzbeauftragter des Landes Kärnten rät allen Kärntnern selbst zu testen, wie gut sie auf einen Stromausfall vorbereitet wären.
Foto: KRM
Robert Schmaranz, Kärnten Netz macht deutlich wie das Stromnetz von Europa zusammenhängt
© KRM
In der sogenannten Leitstelle der Kärnten Netz GmbH wird Kärntens Netz rund um die Uhr überwacht
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So hat die Leitstelle der Kärnten Netz GmbH in ihren Anfängen in den 80er-Jahren ausgesehen
© Kärnten Netz GmbH
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